Stammzellen aus Nabelschnurblut: Wofür können diese verwendet werden?
Das Blut deiner Nabelschnur enthält wertvolle Stammzellen, die deinem Kind im Falle einer späteren Erkrankung helfen können. Damit dieses auf den ersten Blick komplizierte Thema besser verständlich wird, möchten wir dir hier den Nutzen von Nabelschnurblut und die Fortschritte der Stammzelleforschung zeigen. Damit fällt dir die Entscheidung, Nabelschnurblut (Plazentarestblut) einlagern oder spenden, sicher leichter. Aber eines noch vorweg: Es ist natürlich deine freie Entscheidung, ob du das wertvolle Nabelschnurblut überhaupt weiterverwenden willst. Was eine Einlagerung in Deuschland kostet und welche Anbieter es gibt, haben wir für dich in einem Kostenvergleich hier beschrieben.
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Was sind Stammzellen und warum soll ich sie einlagern lassen?
Der Körper deines Kindes besteht aus zigtausend verschiedenen Zellen. Die Stammzellen sind sozusagen die Mutterzellen, aus denen sich die Augen, die Haut und die Knochen deines Kindes bilden können. Sie besitzen eine hohe Wandlungsfähigkeit und können darum im medizinischen Bereich bei Transplantationen und anderen therapeutischen Maßnahmen verwendet werden. Allerdings verlieren sie ihre Fähigkeiten im Laufe des Älterwerdens, weswegen es nützlich sein kann, die wertvollen Stammzellen einlagern zu lassen[1]. Mithilfe der heutigen Technik können die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut von sogenannten Nabelschnurblutbanken selektiert und konserviert werden. Dein Kind bekommt somit eine einzigartige Möglichkeit, im Falle einer schweren Erkrankung behandelt werden zu können. Heutzutage können so schon über 70 verschiedene Krankheiten therapiert bzw. gemildert werden. Dabei steht die Stammzellenforschung erst am Anfang und so kann eine Einlagerung auch eine Versicherung für die Zukunft sein.
Nabelschnurblut: Ein Versprechen für die Zukunft?
Das Nabelschnurblut versorgt dein Baby mit den lebensspendenden Nährstoffen und Sauerstoff. Hier befinden sich auch die wertvollen Stammzellen, aus denen alle anderen Zellen gebildet werden. Dieses Nabelschnurblut kann nach der Abnabelung gesammelt und bei einer privaten Nabelschnurbank eingelagert oder öffentlich gespendet werden. Bei einer privaten Einlagerung wird das Nabelschnurblut aufbewahrt, für den Fall, dass dein Kind im Laufe seines Lebens eine Stammzelltransplantation braucht. In Deutschland gibt es 3 Anbieter für private Einlagerungen Vita 34, Eticur und die Deutsche Stammzellenbank die mit den Geburtskliniken kooperieren. Für die Städte Berlin, München, Hamburg, Köln, Erlangen und Leipzig haben wir für dich jene Kliniken recherchiert, die eine Einlagerung durchführen. Bei einer öffentlichen Spende werden die Stammzellen registriert und können bei Bedarf das Leben eines anderen Kindes erleichtern bzw. retten. Sie sind außerdem wichtig für die Behandlung genetischer Erkrankungen, da es hier fremden Nabelschnurblutes bedarf. Der Unterschied zwischen Spende und Einlagerung wird hier ausführlicher beschrieben.
Bei welchen Krankheiten kann das Nabelschnurblut eine wertvolle Hilfe sein?
Die Methode der Nabelschnurblutstammzellen wurde erstmals 1989 angewendet, davor kamen vorwiegend Stammzellen aus dem Knochenmark zum Einsatz. Während früher mit dieser Methode nur Kinder behandelt wurden, wird die Behandlung mit Stammzellen aus dem eigenen Nabelschnurblut zunehmend auch bei erkrankten Erwachsenen eingesetzt. Obwohl die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, können diese bei vielen schwerwiegenden Erkrankungen helfen: zum Beispiel bei Diabetes I[2], Hirnschäden von Frühgeborenen[3], multipler Sklerose[4], Hepatitis C[5] bis hin zu lebensnotwendigen Transplantationen[6]. Die Stammzellen aus deinem Nabelschnurblut können die Regeneration einleiten, unter anderem bei Verbrennungen oder Herzschäden[7]. Darum sollte man sich als angehende Mutter vorher überlegen, ob das Nabelschnurblut für die medizinische Zukunft eingelagert bzw. gespendet werden soll. Auch bei Krebstherapien können Stammzellen erfolgreich eingesetzt werden.
Wie häufig werden Stammzellen aus Nabelschnurblut gebraucht?
Die Wahrscheinlichkeit einer Stammzelltransplantation im Lebensverlauf deines Kindes ist statistisch gesehen äußerst unwahrscheinlich und liegt je nach Lebensalter zwischen 0,06 bis 0,46%[8]. Obwohl Stammzellen rund 70 Krankheiten heilen können, gibt es bei vielen weiteren Krankheiten noch keine Hinweise auf eine Wirkung. Die Stammzellen aus fremden Blut eignen sich zudem besser bei genetischen Erkrankungen, da die körpereigenen Zellen den Defekt transportieren. Darum Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind einmal die eigenen Stammzellen brauchen wird eher gering. Andererseits nehmen die Forschungsarbeiten in diesem Bereich enorm zu. Es ist durchaus denkbar, dass viele Krankheiten in Zukunft durch diese neuen Methoden geheilt werden können. Daher können eine Einlagerung bzw. eine Spende des Nabelschnurblutes sinnvoll sein.
Die Stammzellforschung der Zukunft
Der Blick in die Zukunft gleicht immer einem Würfelspiel mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. Aber eines zeichnet sich sehr deutlich ab, die Stammzellforschung arbeitet intensiv an neuen Methoden um die Lebenschancen deines Kindes zu erhöhen. Eine große Hoffnung besteht darin, dass in Zukunft auch nicht-genetische Krankheiten wie beispielsweise Schlaganfälle und Alzheimer geheilt werden können. Auch auf dem Feld der Herzerkrankungen zeigen sich optimistische Signale – so wird gerade versucht mithilfe von Nabelschnurblut neue Herzzellen zu züchten, die im Falle eines Herzinfarktes das alte Gewebe wieder reparieren kann[9]. So werden derzeit in Europa rund 30 000 Transplantationen mithilfe von Stammzellen durchgeführt und die Anzahl steigt rasant. Es ist noch ein ferner Zukunftstraum, aber möglicherweise werden Stammzellen sogar tote Herzen wieder zum Leben erwecken können. Darum kann eine Einlagerung oder Spende deines Nabelschnurblutes die Grundlage für heutzutage noch undenkbare medizinische Wunder sein.
Weiterlesen: Wie kann ich mein Nabelschnurblut einlagern lassen?
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Links
- Video über die Stammzellen-Forschung in der Regenerativen Medizin. Stand 26.09.2018
- Video von einer Diskussion über die Regenerative Medizin. Stand 26.09.2018
Weiterführende Literatur
Bhatia, Sujata K. (2012): Engineering biomaterials for regenerative medicine. Novel technologies for clinical applications. New York: Springer.
Jungebluth, P.; Haag, J. C.; Macchiarini, P. (2015): Regenerative Medizin. In: Z Herz- Thorax- Gefäßchir 29 (3), S. 213–220.
Kuhbier, J. W.; Weyand, B.; Sorg, H.; Radtke, C.; Vogt, P. M.; Reimers, K. (2010): Stammzellen aus dem Fettgewebe : Eine neue Ressource für die regenerative Medizin? In: Der Chirurg; Zeitschrift fur alle Gebiete der operativen Medizen 81 (9), S. 826–832.
Nehrer, Stefan (2008): Regenerative Medizin – Wozu? In: Sports Orthopaedics and Traumatology Sport-Orthopädie – Sport-Traumatologie 24 (2), S. 61.
Orlando, Giuseppe (Hg.) (2014): Regenerative medicine applications in organ transplantation. 1. ed. Amsterdam: Acad. Press/Elsevier.
Riedel, F.; Goessler, U. R.; Stern-Straeter, J.; Riedel, K.; Hörmann, K. (2008): Regenerative Medizin. Chancen für die rekonstruktive Kopf-Hals-Chirurgie. In: HNO 56 (3), S. 262–274.
Sakurada, Kazuhiro; McDonald, Fiona M.; Shimada, Fumiki (2008): Regenerative Medizin und stammzellbasierte Wirkstoffentwicklung. In: Angew. Chem. 120 (31), S. 5802–5823.
Tiedemann, G.; Wagner, A. (2011): Regenerative Medizin: Potenziale eines ressourcenorientierten Behandlungsprinzips für (Verschleiß-)Krankheiten im Alter. In: B & G 27 (02), S. 70–73.