Welche Modelle der Stammzellen-Einlagerung gibt es?

Die Stammzellforschung liefert seit den 60er-Jahren einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung von Krankheiten. So gelang im Jahr 1969 die erste erfolgreiche Knochenmarkspende. In den 90er-Jahren gelang ein weiterer Durchbruch und es konnten erstmals Stammzellen aus Nabelschnurblut (Plazentarestblut) weiterverwendet werden. Ob auf Stammzellen von Knochenmark oder auf Nabelschnurblut zurückgegriffen wird, hängt mit der konkreten Erkrankungsform zusammen. Ein genereller Vorteil von Knochenmark gegenüber Nabelschnurblut – oder umgekehrt – kann nicht ausgemacht werden. Stammzellen aus Knochenmark werden derzeit noch öfters verwendet, da diese Form länger bekannt ist und das Wissen über Nabelschnurblutbanken bei den Eltern noch wenig verbreitet ist. Dennoch verschiebt sich das medizinische und öffentliche Interesse zunehmend auf das Nabelschnurblut. Mithilfe der in beiden Quellen enthaltenen Stammzellen können aktuell über 70 Krankheiten geheilt werden. Experten sehen darin erst einen Anfang und gehen von noch umfassenderen Verwendungsfeldern aus. Was Stammzellen genau sind und wo diese Verwendung finden, wird hier ausführlicher beschrieben.

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Stammzellen-Entnahme von Knochenmark und Nabelschnurblut

Neben den verschiedenen Einsatzgebieten von Stammzellen aus Knochenmark und Nabelschnurblut gibt es auch große Unterschiede beim Aufwand der Stammzellenentnahme. Jene aus Knochenmark ist ein operativer Eingriff, der in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt wird. Jene aus Nabelschnurblut ist im Vergleich dazu kostengünstiger und risikofreier – der Aufwand kann mit einer einfachen Blutspende verglichen werden. Neben diesen Vorteilen aus Sicht des Nabel­schnurblutspenders gibt es auch einen medizinischen. Die Stammzellen aus Knochenmark unterliegen dem natürlichen Alterungsprozess. Die Stammzellen aus Nabelschnurblut sind im Gegensatz dazu vitaler und flexibler[1].

Stammzellen spenden oder einlagern?

Deine Stammzellen können nicht nur aus Knochenmark, sondern auch aus Nabelschnurblut gewonnen werden. Dafür bieten sich zwei Methoden an: die Spende und die Einlagerung. Wie wertvoll die Stammzellen sind, zeigt sich neben dem erfolgreichen Einsatz gegenüber vielen schweren Erkrankungen auch an den damit verbundenen Kosten. So entstehen einer öffentliche Nabelschnurblutbank Kosten von über 1000 €, damit aus dem Nabelschnurblut eine einzige Einheit Stammzellen extrahiert und konserviert werden kann[2]. Diese Kosten musst du bei einer Spende natürlich nicht bezahlen, denn du stellst dein anonymisiertes Nabelschnurblut ja in einer Spenderbank der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dadurch hilfst du jenen Kindern und Erwachsenen, die dringend Stammzellen für eine Transplantation oder andere therapeutische Anwendungen benötigen. Demgegenüber steht die Einlagerung, bei der du das Nabelschnurblut an eine private Stammzellbank weitergibst. In Deutschland haben wir drei Anbieter von Einlagerungen Vita 34 , eticur) und die Deutsche Stammzellenbank verglichen. In diesem Fall trägst du die Kosten für die Entnahme und Lagerung. Dafür werden die Stammzellen für dein Kind reserviert und können nicht von anderen benutzt werden. Eine Weiterverwendung des Nabelschnurblutes macht grundsätzlich immer Sinn – wenn du dich also aus finanziellen oder moralischen Gründen gegen eine private Einlagerung entscheidest, dann kannst du mit deiner Spende der Allgemeinheit helfen. Welche Entscheidungen damit einhergehen und wie das Nabelschnurblut eingelagert wird, kannst du hier nachlesen.

Die „Vielleicht-Spende“ – ein dritter Weg?

Für viele Eltern ist die Entscheidung hinsichtlich einer öffentlichen Spende oder privaten Einlagerung nicht einfach. Manche Stammzellenbanken wissen um dieses Dilemma und bieten die Kombination aus beidem an. Dieses Modell klingt verlockend, da man die Spendenentscheidung nicht im Vorhinein treffen muss. Gegen den Weg der „Vielleicht-Spende“ sprechen jedoch ein moralisches und ein praktisches Argument. Stell dir vor, du möchtest die Stammzellen eigentlich für dein Kind einlagern, dann erhältst du einen Anruf von einem bittenden Elternteil, ob deine Spende für ein anderes Kind verwendet werden kann? So kann die Verlockung, eine Richtungsentscheidung am Anfang zu umgehen, zu einer noch viel schwereren Entscheidung führen. Aus praktischer Sicht ergibt sich folgendes Problem: die „Vielleicht-Spende“ wird in einigen Spendenregistern nicht angeführt. Das liegt daran, dass die meisten Register nur eindeutig gespendete Stammzellen auflisten. Die Sichtbarkeit deiner „Vielleicht-Spende“ ist somit für Mediziner nur teilweise gegeben und bleibt darum eher unberücksichtigt. Diese beiden Bedenken erinnern daran, dass eine klare Vorab-Entscheidung womöglich konfliktfreier und nachhaltiger ist als der dritte Weg einer „Vielleicht-Spende“[3].

Vor- und Nachteile der Stammzell-Einlagerungs-Modelle

Zwischen einer Knochenmark- und Nabelschnurblutspende zeigt letztere deutliche Vorzüge: sie ist für den Spender einfacher, unkomplizierter und ohne Nebenwirkungen. Nabelschnurblut sollte darum immer weiterverwendet werden, damit die medizinisch hochwertigen Stammzellen nicht einfach weggeworfen werden. Die Entscheidung, ob es für die Allgemeinheit gespendet oder ausschließlich für dein Kind eingelagert werden soll, kann dir keiner abnehmen. Die „Vielleicht-Spende“ als Mischform klingt anfangs möglicherweise verlockend, kann aber moralische und praktische Probleme aufwerfen. Trotzdem soll die Frage „Spenden – Ja oder Nein?“ nicht zu einer Reihe schlafloser Nächte führen, da die Wahrscheinlichkeit einer Stammzelltransplantation für dein Kind sehr, sehr gering ist (unter 0,5%).[4] Was die medizinische Zukunft noch alles bringt, bleibt offen. Daher ist für viele Eltern die private Einlagerung eine interessante Option. Welche Kosten mit einer privaten Einlagerung einhergehen und welche Anbieter es in Deutschland gibt, kannst du hier  und hier nachlesen.

 

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  • [1] Vgl. Babycenter 2018
  • [2] Vgl. Babycenter 2018
  • [3] Ebd.
  • [4] Ebd.

 

Links

 

Weiterführende Literatur

Link, Hartmut; Kolb, Hans-Jochem; Ebell, Wolfram; Hossfeld, Dieter Kurt; Zander, Axel; Niethammer, Dietrich et al. (1997): Die Transplantation hämatopoetischer Stammzellen. In: Med. Klin. 92 (8), S. 480–491.

Manzei, Alexandra (2005): Stammzellen aus Nabelschnurblut. Ethische und gesellschaftliche Aspekte ; eine Veröffentlichung des Institutes Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW). 1. Aufl. (IMEW Expertise, 4). Berlin: Institut Mensch Ethik und Wissenschaft (IMEW).

Müller, Werner (2013): Therapie mit Stammzellen. In: Biologie in unserer Zeit 43 (1), S. 40–45.

Peters, H.-D.; Kath, R. (2001): Neue therapeutisch aktive monoklonale Antikörper gegen Leukämien und Lymphome. In: Der Onkologe 7 (2), S. 196–199.

Pflegerl, Pamina; Keller, Thomas; Hantusch, Brigitte; Hoffmann, Thomas Sören; Kenner, Lukas (2008): Stammzellforschung–Status, Ausblick und bioethischer Aspekt. In: Wiener medizinische Wochenschrift (1946) 158 (17-18), S. 493–502.

Robinson, Tara Rodden (2015): Genetik kompakt für Dummies. Mutieren Sie zum Gen-Genie : auf einen Blick: die Grundlagen der Vererbungslehre : alles Wichtige zu DNA, RNA, Mutationen und Co. : die Mechanismen der Replikation, Transkription und Translation : das Wesentliche zu Gentechnik, Stammzellen und mehr. Unter Mitarbeit von Susanne Katharina Hemschemeier. 1. Auflage (… für Dummies). Weinheim: Wiley-VCH Verlag.

Roos, Martin (2013): Leukämie-Stammzellen früh erwischen. In: Im Focus Onkologie 16 (5), S. 8.

Schmidt, Mathias (2001): Stammzellen aus der Nabelschnur. Neue Wege der Gesundheitsvorsorge für Ihr Kind. 1. Aufl. (Gesundheit aktuell).

Stark, Carsten (2014): Kontingenz und Ambivalenz. Der bioethische Diskurs zur Stammzellenforschung. Wiesbaden: Springer VS.

Suvandzhieva, B.; Böhm, S.; Moretti, P.; Scheper, T.; Kasper, C. (2010): Auswirkung mechanischer Stimulation auf die osteogene Differenzierung von humanen mesenchymalen Stammzellen. In: Chemie Ingenieur Technik 82 (9), S. 1562.

Taupin, Philippe (2009): Stem cells. New York: Nova Science Publishers.

Troeger, C.; Surbek, D. V.; Holzgreve, W. (2005): Stammzellen aus Nabelschnurblut. In: Gynäkologe 38 (9), S. 829–837.

Wils, Jean-Pierre (2002): Stammzellen-Transplantation aus Nabelschnurblut – ethische Probleme. In: Ethik in der Medizin 14 (2), S. 71–83.


Modelle der Stammzellen-Einlagerung - Spenden, Einlagern, Vielleicht-Spende

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