Stammzellen gegen Diabetes I + II ; Fortschritte in der Bekämpfung von Stoffwechselstörungen

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In vielen Medien wurde in den letzten Jahren aufgrund der steigenden Anzahl an Zuckerkranken von einer „Diabetes-Epidemie“ berichtet. In Deutschland sind zurzeit mehr als 7 Millionen Menschen an einer Form von Diabetes mellitus erkrankt. Der überwiegende Teil dieser Erkrankungen lässt sich mit dem westlichen Lebensstil erklären und die Folgekosten sind dramatisch. Die Blutzuckerkrankheit gehört zu den Stoffwechselerkrankungen und führt unbehandelt zu Nierenversagen, Herzinfarkten, Schlaganfällen und vielem mehr. Viele Hoffnungen ruhen auf nachgebildeten Blutgefäßen aus Stammzellen. Ihre Modellierung ist ein entscheidender Durchbruch bei der Bekämpfung von Diabetes und vielen anderen schweren Erkrankungen des Blutkreislaufsystems.

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Wenn der Zuckerspiegel unkontrolliert in die Höhe schnellt

Die Zuckerkrankheit[1] bezeichnet verschiedene Stoffwechselstörungen, die durch hormonelle Veränderungen ausgelöst werden. Das Hormon Insulin[2] ist maßgeblich verantwortlich für einen kontrollierten Zuckerstoffwechsel. Wenn es im menschlichen Körper an Insulin fehlt oder dieses seine Wirkung verliert, dann schnellt der Zuckerspiegel in die Höhe. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen Diabetes mellitus I und Diabetes mellitus II. Beim ersten Typus kann der Körper überhaupt kein Insulin produzieren, bei Diabetes mellitus II wird es vom Körper nicht ausreichend weiterverarbeitet[3]. Wenn  du jemanden kennen solltest der sich täglich Insulin spritzen muss, dann ist er vom Typus 1 betroffen[4]. Historisch gesehen wurde Diabetes mellitus 2 auch „Altersdiabetes“ genannt, da im Laufe des Älterwerdens der menschliche Körper die Fähigkeit der Insulinproduktion verliert. Aufgrund veränderter Lebensstilgewohnheiten trat diese Krankheitsform immer häufiger auch bei Kindern und Jugendlichen auf. Das veranlasste die WHO den Begriff „Altersdiabetes“ zu streichen und führte die numerische Unterscheidung (I bzw. II) ein. Diabetes II ist somit eine im Lebensverlauf erworbene Zuckerkrankheit. Diese Entwicklung lässt sich auch mit Zahlen belegen, denn von den 7 mio. Betroffenen in Deutschland sind rund 90% am Typ 2 erkrankt – sie haben sich die Zuckerkrankheit durchs hohe Alter oder dem Lebensstil erworben.

Stammzellenforschung nährt Hoffnungen

Österreichische Wissenschaftler konnten mithilfe von Stammzellen einen zentralen Mechanismus für die Bekämpfung der Zuckerkrankheit entschlüsseln. Entscheidend hierfür ist die Nachbildung von Blutgefäßen aus Stammzellen[5][6]. Im Unterschied zu der Stammzellforschung gegen Parkinson können mittlerweile wie bei der Bekämpfung der Makuladegeneration menschliches Gewebe erzeugt werden. Diese Modellierung soll auch gegen Krebs und Alzheimer eine Wirkung entfalten können. Diese Blutgefäß-Organoide gelten als neuer Meilenstein in der Biomedizin, ab sofort können sämtliche Gefäßkrankheiten mittels Stammzellen nachgebildet werden[7][8]. Die Forscher sind sich sicher, dass mithilfe der neuen Modellierung ein gutes Dutzend Erkrankungen gelindert werden können, für die es bisher keine wirksamen Medikamente gab. Diese Blutgefäße (Kapillaren) haben einen Durchmesser von wenigen Mikrometer und sind in der Biologie immer ein „schwarzes Feld“ gewesen, der Mechanismus war bekannt aber die konkrete Funktionsweise undurchsichtig. Dank Stammzellen kann dieser Mechanismus nachgebildet werden, die Sauerstoffzufuhr verbessert und vielen Diabetes-Patienten das Leben erleichtert werden.

Warum eine Spende oder Einlagerung von Stammzellen sinnvoll ist

Es gibt verschiedene Quellen der Stammzellengewinnung: Knochenmark, Fettzellen, Milchzähne und Nabelschnurblut. Das Nabelschnurblut kann unkompliziert nach der Geburt entnommen und weiterverwendet werden. Dadurch kannst du Stammzellen für Betroffene spenden oder für dein eigenes Kind einlagern. Heutzutage können schon über 70 Krankheiten mithilfe von Stammzellentransplantationen geheilt bzw. gelindert werden. Die Stammzellforschung arbeitet auf Hochdruck an neuen Therapiemöglichkeiten gegen altersbedingtes Erblinden (Makuladegeneration), Parkinson, Herz-Kreislauferkrankungen und vielem mehr. Die Kosten für eine private Einlagerung haben wir hier für dich recherchiert.

 

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Literaturverzeichnis

Beyerlein, Andreas; Wehweck, Fabienne; Ziegler, Anette-Gabriele; Pflueger, Maren (2013): Respiratory infections in early life and the development of islet autoimmunity in children at increased type 1 diabetes risk: evidence from the BABYDIET study. In: JAMA pediatrics 167 (9), S. 800–807. DOI: 10.1001/jamapediatrics.2013.158.

Danaei, Goodarz; Finucane, Mariel M.; Lu, Yuan; Singh, Gitanjali M.; Cowan, Melanie J.; Paciorek, Christopher J. et al. (2011): National, regional, and global trends in fasting plasma glucose and diabetes prevalence since 1980: systematic analysis of health examination surveys and epidemiological studies with 370 country-years and 2·7 million participants. In: The Lancet 378 (9785), S. 31–40. DOI: 10.1016/S0140-6736(11)60679-X.

Diabetes reversed after transplant (2015). In: Nature 517 (7533), S. 125.

Harjutsalo, Valma; Sund, Reijo; Knip, Mikael; Groop, Per-Henrik (2013): Incidence of type 1 diabetes in Finland. In: JAMA 310 (4), S. 427–428. DOI: 10.1001/jama.2013.8399.

Self-help for type 1 diabetes (2016). In: Nature 533 (7603), S. 295.

Stem cells tackle diabetes (2015). In: Nature 519 (7544), S. 392.

Whitmer, Rachel A.; Karter, Andrew J.; Yaffe, Kristine; Quesenberry, Charles P.; Selby, Joseph V. (2009): Hypoglycemic episodes and risk of dementia in older patients with type 2 diabetes mellitus. In: JAMA 301 (15), S. 1565–1572. DOI: 10.1001/jama.2009.460.

Ziegler, Ralph; Neu, Andreas (2018): Diabetes in Childhood and Adolescence. In: Deutsches Arzteblatt international 115 (9), S. 146–156. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0146.

 

[1] Diabetes reversed after transplant 2015.

[2] Beyerlein et al. 2013.

[3] Ziegler und Neu 2018.

[4] Whitmer et al. 2009.

[5] Harjutsalo et al. 2013.

[6] Danaei et al. 2011.

[7] Self-help for type 1 diabetes 2016.

[8] Stem cells tackle diabetes 2015.

 


 

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