Stammzellen als Grundlage für neue Blutgefässe (Aterien, Venen, Kapillaren)
Stammzellen sind Alleskönner. Sie lindern heutzutage die Beschwerden bei über 70 Krankheiten, liefern einen wertvollen Beitrag bei der Bekämpfung von schweren Zivilisationskrankheiten wie bspw. Diabetes und sind ein Schlüsselbaustein in Regenerativen Medizin[1]. Ein aktueller medizinischer Fortschritt der Stammzellforschung zeigt sich bei der Erzeugung von neuen Blutgefäßen aus Stammzellen. Diese Einsichten könnten in naher Zukunft die Wundheilung beschleunigen oder die Folgeschäden nach Schlaganfällen abschwächen. Die Forscher erhoffen sich aber auch weitreichende Erkenntnisse für neue Behandlungsmethoden bei Krebs[2], Demenz und Parkinson[3].
Blutgefäße: Arterien, Venen und Kapillaren
Blutgefäße werden umgangssprachlich Adern genannt, sie sind röhrenförmig und ziehen sich durch den ganzen Körper. Sie transportieren das Blut und bilden die Grundlage für den Blutkreislauf, der vom Herz ausgehend den ganzen Körper vitalisiert[4]. Während Arterien das Blut vom Herz wegtransportieren, führen die Venen das Blut wieder zum Herz zurück. Die kleinsten Blutgefäße sind die Kapillaren, ihr einzigartiger Mechanismus konnte über viele Jahrzehnte in der Biologie nicht reproduziert werden. Sie steuern den Stoffaustausch der Organe und verbinden die Arterien und Venen miteinander. Ohne diese Blutgefäße wäre menschliches Leben nicht möglich und Schwachstellen bei den Kapillaren (sogenannte Gefäßkrankheiten) blockieren die Zellversorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff. Die daraus resultierende Unterversorgung kann große Schäden und schwere Folgeerkrankungen auslösen.
Gefäßkrankheiten nehmen weltweit zu
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die direkt auf die Blutgefäße einwirkt. Diese Zuckerkrankheit nimmt weltweit aufgrund des westlichen Lebensstils und den neuen Ernährungsweisen zu. So schätzt die WHO mittlerweile rund 420 mio. Diabeteserkrankungen für das Jahr 2018[5]. Bei rund einem Zehntel der Patienten treten Fußprobleme auf und im schlimmsten Fall führen Gefäßerkrankungen zu Amputationen. Die Kosten für das Gesundheitssystem und das individuelle Leid aufgrund der Zunahme an Diabetes-Schäden sind enorm.
Die Stammzellforschung ermöglicht die Heranzüchtung von Organoide
Der Mechanismus der Kapillaren galt in den letzten Jahrzehnten als nicht reproduzierbar, denn aufgrund der Komplexität dieser weniger Millimeter großen Gefäße konnten sie nicht nachgebildet werden. Die Stammzellforschung kann neuerdings kleine, organähnliche Strukturen (Organoide) heranzüchten[6]. Anhand dieser Organoide können Krankheitsmechanismen und Organentwicklungen nachgezeichnet und besser verstanden werden. Bei Diabetespatienten verändert sich das Basalmebram und verringert die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr für die Blutgefäße. Das Ziel der Forschung ist es, diese Verdickung der Membrame und Verstopfung der Kapillaren mithilfe der neuen Einblicke in die Funktions- und Wirkungsweisen zu verhindern.
Stammzellen sind Alleskönner – sie können gespendet oder eingelagert werden
Auch wenn die Fortschritte der Stammzellforschung bei der Nachbildung der kleinsten Blutgefäßen noch in den Kinderschuhen steckt, können sie heutzutage schon mittels Transplantationsverfahren tausenden Patienten bei schweren Erkrankungen helfen[7]. Für die Stammzellgewinnung eignen sich Knochenmark, Fettgewebe, Milchzähne und Nabelschnurblut[8]. Die öffentliche Spende bzw. private Einlagerung von Nabelschnurblut ist besonders einfach und unkompliziert. Vielen Eltern fällt die Entscheidung Pro oder Contra einer Nabelschnurbluteinlagerung schwer oder entscheiden sich für das „Auspulsieren lassen“[9] des Nabelschnurblutes. Eine Übersicht mit den Anbietern und einen Kostenvergleich bei einer privaten Konservierung der Stammzellen deines Kindes, haben wir hier für dich erstellt.
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Literaturverzeichnis
Andersson, Ola; Hellström-Westas, Lena; Andersson, Dan; Clausen, Jesper; Domellöf, Magnus (2013): Effects of delayed compared with early umbilical cord clamping on maternal postpartum hemorrhage and cord blood gas sampling: a randomized trial. In: Acta obstetricia et gynecologica Scandinavica 92 (5), S. 567–574. DOI: 10.1111/j.1600-0412.2012.01530.x.
Berrington de González, Amy; Mahesh, Mahadevappa; Kim, Kwang-Pyo; Bhargavan, Mythreyi; Lewis, Rebecca; Mettler, Fred; Land, Charles (2009): Projected cancer risks from computed tomographic scans performed in the United States in 2007. In: Archives of internal medicine 169 (22), S. 2071–2077. DOI: 10.1001/archinternmed.2009.440.
Bhatia, Sujata K. (2012): Engineering biomaterials for regenerative medicine. Novel technologies for clinical applications. New York: Springer.
Gluckman, Eliane; Ruggeri, Annalisa; Volt, Fernanda; Cunha, Renato; Boudjedir, Karim; Rocha, Vanderson (2011): Milestones in umbilical cord blood transplantation. In: British journal of haematology 154 (4), S. 441–447. DOI: 10.1111/j.1365-2141.2011.08598.x.
Manzei, Alexandra (2005): Stammzellen aus Nabelschnurblut. Ethische und gesellschaftliche Aspekte ; eine Veröffentlichung des Institutes Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW). 1. Aufl. (IMEW Expertise, 4). Berlin: Institut Mensch Ethik und Wissenschaft (IMEW).
Müller, Werner (2013): Therapie mit Stammzellen. In: Biologie in unserer Zeit 43 (1), S. 40–45. DOI: 10.1002/biuz.201310499.
Stem cells tackle diabetes (2015). In: Nature 519 (7544), S. 392.
Stem-cell hope for Parkinson’s (2015). In: Nature 519 (7541), S. 9.
Ziegler, Ralph; Neu, Andreas (2018): Diabetes in Childhood and Adolescence. In: Deutsches Arzteblatt international 115 (9), S. 146–156. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0146.
[1] Bhatia 2012.
[2] Berrington de González et al. 2009.
[3] Stem-cell hope for Parkinson’s 2015.
[4] Gluckman et al. 2011.
[5] Ziegler und Neu 2018.
[6] Stem cells tackle diabetes 2015.
[7] Müller 2013.
[8] Manzei 2005.
[9] Andersson et al. 2013.