Museum für Kinder: 10 Tipps, wie das Kunstmuseum zum Mitmachmuseum wird
Wie in meinem Review zum Münsteraner LWL für Kunst und Kultur angekündigt, stelle ich euch hier ein paar meiner Ideen vor, mit denen ihr einen Besuch im Kunstmuseum für eure Kinder interessanter gestalten könnt – auch ohne spezielle Kinderveranstaltungen.
1. Sich einstimmen
Ausflüge mit Kindern bekommen durch kleinere Projekte zuhause einen schönen Rahmen.
So könnt ihr als erstes gemeinsam überlegen, welche Regeln für einen Museumsbesuch gelten und diese aufschreiben und verzieren. Das vereinfacht den eigentlichen Besuch und macht obendrein auch noch Spaß.
Geht ihr in eine Sonderausstellung, informiert euch in jedem Fall vorab über den Künstler. Sind eure Kinder noch zu klein, das selbst zu tun, fasst das Wesentliche in 3-4 Sätzen für sie zusammen und probiert seine Technik mit ihnen zusammen in einem kleinen Projekt aus. Interesse, Verständnis und Wertschätzung werden so besonders gut geweckt.
Oder ihr bastelt das unter Punkt 5 benötigte Fernglas vorab selber.
Da man die Kunstwerke i.d.R. nicht berühren kann, ist es außerdem eine schöne Idee ein Papierbuch mit unterschiedlichen Papieren anzulegen und so auch haptische Erfahrungen zu haben.
Oder wie wäre es mit einem Farbenbuch, z.B. einem „Gelbbuch“, das verschiedene Farbtöne (hier Gelbtöne) sammelt?
2. Das Museum erkunden
Museen sind besondere Gebäude. Sie sind weitläufig, haben hohe, weiße Wände, vielleicht ungewöhnliche Treppen oder Durchblicke und in jedem Fall eine ganz eigene Atmosphäre. Darum ist es schon ein Erlebnis für sich, einfach mal rumzulaufen und alle Ecken und Winkel zu erkunden. Wie viele Etagen gibt es und wie viele Räume? Wie viele Schritte braucht ihr um die große Halle zu durchqueren, wie viele für den kleinsten Raum? Wie sind die Räume miteinander verbunden bzw. gibt es einen geregelten Rundgang? Zum Schluss kann jeder den anderen noch seinen Lieblingsraum zeigen.
3. Kunst sammeln
Alle Kinder lieben es – zum Leidwesen ihrer Eltern – Dinge zu sammeln, seien es Stöcke oder Steine, Bonbonpapiere oder Aufkleber. Warum also nicht auch mal Bilder im Museum? Sucht bei eurem nächsten Museumsbesuch doch einfach mal alle Gemälde, die ein ähnliches Thema aufgreifen, z.B. alle Landschaftsbilder, alle Stillleben, alle Portraits oder alle Küstenbilder, alle Waldbilder, alle Stadtbilder usw.
4. Kunst vergleichen
Ihr könnt aber auch vergleichend vorgehen: Wer findet das Gemälde mit den leuchtendsten Farben, wer das mit den dunkelsten? Wer findet das größte und wer das kleinste? Ihr seht: Die Möglichkeiten sind schier endlos.
5. Kunst wirken lassen
Wenn wir Kunst begegnen, dann hat sie eine unmittelbare Wirkung auf uns. Versucht doch mal die Gefühle, die ein Kunstwerk bei euch hervorruft, zu benennen, z.B. Bedrückung, Traurigkeit, Angst, Geborgenheit, Lebensfreude, Glück usw. Zeigt das Kunstwerk eine Landschaft, überlegt, ob ihr dorthin gerne reisen würdet. Zeigt es eine Person, fragt euch, ob ihr sie mögen würdet und warum. Oft werden die Gefühle nicht allein durch das Motiv, sondern auch durch die Größe des Kunstwerks und die dafür verwendeten Farben verursacht. Findet darum eigene Farbbezeichnungen, die auch die Wirkung ausdrücken, z.B. friedhofsgrün, engelsrot, sommergelb usw. Lasst eurer Fantasie dabei ruhig freien Lauf.
6. Kunst beschreiben
Bilder gibt es nicht nur im Bilderbuch, sondern eben auch im Museum. Es macht Spaß, die Bilder anzugucken und die implizierten Geschichten zu lesen. Beschreibt euch doch mal gegenseitig, was auf den Bildern alles dargestellt wird. Wer es spielerischer angehen möchte, kann dafür gut auf das bekannte „Ich sehe was, was du nicht siehst“ zurückgreifen. Ihr werdet euch wundern, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist – Ratespaß inklusive.
7. Kunst entdecken
Apropos Blickwinkel. Wer diesen mal verändern möchte, kann ein Kunstwerk zur Abwechslung auch aus der Ferne durch ein Fernglas betrachten oder verschiedene Ausschnitte und Details mit der Lupe inspizieren. So ausgerüstet, fühlt sich euer Kind bestimmt wie ein richtiger Experte und kann als solcher erforschen, aus welchen Materialien (z.B. Papier, Leinen, Glas, Ton, Stein, Metall) und Farben (z.B. Bleistift, Aquarell, Öl) oder mithilfe welcher Techniken (z.B. Zeichnen, Malen, Drucken, Pusten, Kleben, Modellieren) das Kunstwerk entstanden ist. Viele Künstler spielen gerne mit optischen Täuschungen. Welcher Kunstdetektiv entdeckt als Erster den Fehler im Bild oder wer findet die meisten Fehler?
8. Kunst erleben
Bilder mit Menschen, seien es Gruppenbilder oder Portraits können nicht nur gesammelt und beschrieben, sondern auch ganz wunderbar nachgeahmt werden. Das Gleiche gilt für menschliche Skulpturen. Um sie zu imitieren, wird einer von euch zur „Schaufensterpuppe“ und die anderen bringen diese in die gleiche Position wie die der abgebildeten Person. Kar, dass ihr für Gruppendarstellungen direkt mehrere „Schaufensterpuppen“ braucht. Ob ihr es dann noch schafft, den Gesichtsausdruck zu kopieren?
9. Kunst benennen
Wer ein Kunstwerk gut kennt, sich seiner Entstehung, seiner Gesamtheit, seiner Details und seiner Wirkung bewusst ist, kann diese Kenntnisse in einem Titel zusammenfassen. Diesen Titelvorschlag schreibt jeder von euch anonym auf einen kleinen Zettel. Anschließend könnt ihr dann alle Titel untereinander sowie mit dem tatsächlichen vergleichen und abstimmen, welcher Vorschlag gewinnt.
10. Erinnerungen schaffen
Wer nach jedem Museumsbesuch zuhause sein jeweiliges Lieblingskunstwerk nachmalt (ggf. in anderen Farben oder mit einer anderen Technik), hat bald schon eine tolle Museumsmappe und eine schöne Erinnerung an einen besonderen Ausflug.
Alles Liebe
Eure Kirstin