Vollblut oder Separation – Wie unterscheiden sich die Verarbeitungsmethoden?

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Multipotente Stammzellen können aus Knochenmark, Fettgewebe, Milchzähnen und Nabelschnurblut gewonnen und für medizinische Zwecke weiterverarbeitet werden. Bei einer privaten Einlagerung von Stammzellen aus Nabelschnurblut werden vonseiten der Anbieter zwei unterschiedliche Konservierungsmethoden angeboten. Während beispielsweise Deutschlands größter Anbieter Vita 34 und die Deutsche Stammzellbank (DSB) das Vollblut einfrieren, bevorzugt Eticur die Separation. Solltest du eine private Einlagerung der Stammzellen als Vorsorge für dein Kind überlegen, so können neben den Kosten auch die Verarbeitungsmethode interessant für einen transparenten Vergleich der Anbieter sein.

Separation der Stammzellen

Die Separation der Stammzellen ist ein Zwischenschritt in der Konservierung und gilt als die Standardmethode beim Einfrieren von Nabelschnurblut. Die private Stammzellenbank gibt an, dass durch die Separierung der Stammzellen

  • weniger Zusatzstoffe für die Konservierung nötig werden,
  • der Waschvorgang im Zuge der Weiterverwendung wegfällt,
  • irrelevante Zellen entfernt und insgesamt ein volleinsatzfähiges Präparat eingefroren wird[1].

Diese Vorteile ergeben sich nur dann, wenn das Blut mit der Ankunft in der Stammzellbank zentrifugiert wird. Bei der Zentrifugation (Sedimentation) werden Stammzellen so gut wie möglich von anderen Bestandteilen des Blutes getrennt. Nach der Sedimentierung bleiben das Plasma und die verdichtete Menge an Stammzellen übrig, die in einem letzten Schritt eingefroren werden. Ein starkes Pro-Argument für diese Methode wäre, dass aufgrund des geringeren Volumens des Stammzell-Präparates die Menge an Gefrierschutzmittel reduziert werden kann. Der Anbieter argumentiert auch, dass die Wahrscheinlichkeit eines Aufplatzen der roten Blutkörperchen, was eine Verklumpung des Blutes beim Auftauen begünstigen kann, verringert wird. Somit wäre separiertes Nabelschnurblut bei einer Transplantation weniger schädlich und könnte rascher eingesetzt werden.

Einfrieren des Vollbluts

Private Anbieter, die das Nabelschnurblut ohne Separation einfrieren argumentieren in die entgegengesetzte Richtung. Die Separation würde

  • zu einem Verlust vieler wertvolle Stammzellen führen,
  • die Plasmakonzentration verändern,
  • die „natürliche Umgebung der Zellen“ stören[2].

Dadurch könnte eine Instabilität der Zellen beim Auftauen auftreten und die Qualität negativ beeinflusst werden. Darüber hinaus wird behauptet, dass unbekannte Zelltypen und „Funktionszustände“ durch den Eingriff der Segmentierung verloren gehen können. Beispielsweise würden kleine embryotische Stammzelle (sogenannte VSEL) durch die Separation zerstört werden. Inwiefern diese Zellen eine medizinische Bedeutung haben, kann jedoch mit dem heutigen Stand nicht geklärt werden. Schließlich argumentieren die Anbieter der Vollblut-Einlagerung, dass die Lagerung größere Kosten verursachen würden. Die Kosten entstehen aufgrund der erhöhten Lagerkapazität, weil die Präparate rund 3-mal so viel Volumen haben. Das Hauptargument lässt sich damit zusammenfassen, dass viele Bestandteile des Blutes in ihrer Funktionalität noch nicht geklärt sind und deswegen nicht zerstört werden sollten. Es könnte ja schließlich sein, dass manche dieser Bestandteile in naher Zukunft hilfreich sind.

Fazit: Soll das Nabelschnurblut separiert oder als Ganzes eingefroren werden?

Eine abschließende Bewertung fällt uns sehr schwer, da die Anbieter jeweils gute Argumente für die praktizierte Weiterverarbeitungsmethode anführen. Tatsächlich ist die Separation sozusagen die Standardmethode und wird von der gängigen Lehrmeinung grundsätzlich empfohlen. Sie wird in allen öffentlichen Stammzellenbanken verwendet, das ist in der Regel ein guter Indikator für die Qualität einer Einlagerung. Andererseits können neue medizinische Erkenntnisse jederzeit die Wirkungsweise von speziellen Blutbestandteilen feststellen, die im Falle einer Vollbluteinlagerung nicht verloren gehen.

Eine Einlagerung des Vollblutes bedeutet somit in der Regel eine höhere Konzentration des Gefrierschutzmittels, aufgrund der größeren Menge des Blutes. Andererseits machen Vita 34 und DSB mehrere Portionierungen (bis zu 6 Teile) und versuchen dadurch die Blutmenge pro Beutel gering zu halten, womit diese Argumentation entkräftet wird. Im Gegenzug wird bei der Vollbluteinlagerung der Zustand des Blutes durch die Zentrifuge nicht mechanisch verändert, der „natürliche Zustand“ bleibt bestehen.

Grundsätzlich sollte eine Stammzellen-Transplantation mit beiden Präparaten erfolgsversprechend sein, möglicherweise ist ein Blick auf die Kosten der Einlagerung aus diesem Grund ein wichtigerer Entscheidungsgrund für viele interessierte Mütter und Väter.

 

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Wie viel kostet eine Einlagerung von Stammzellen aus Nabelschnurblut in Deutschland?

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=S8UsupYmqRc]

 

Weitere Ratgeber zur Schwangerschaft

 

Literaturverzeichnis

  • Eticur Stammzellenbank (2019): Trennung der Stammzellen vom Nabelschnurblut. Separation. URL: https://www.eticur.de/warum-eticur/separation.html, Stand: 11.03.2019.
  • Vita34: Vollblut vs. Separation. URL: https://www.vita34.de/news/vollblut-vs-separation/, Stand: 11.03.2019.

 

[1] Eticur Stammzellenbank 2019.

[2] Vita34.

 


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