Stammzelltransplantation: Vor- und Nachbehandlungen, Nebenwirkungen und Kosten

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Die Stammzelltransplantation ist eine medizinische Methode, die schon vielen tausenden Patienten bei sehr schweren Erkrankungen helfen konnte. Doch obwohl sie mittlerweile ein medizinischer Routineeingriff ist, gibt es durchaus schwerwiegende Risiken und viele kleine Schritte in der Vor- und Nachbehandlung einer Transplantation von Stammzellen, die man berücksichtigen muss. Die Stammzelltransplantation nimmt auch zunehmend einen wichtigen Platz in der Bekämpfung von Krebs ein.

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Vorbehandlungen: Das Problem eines zu starken Immunsystems

Ein langes und gesundes Leben ohne ein intaktes Immunsystem wäre undenkbar, doch bei einem großen medizinischen Eingriff kann es auch zum Problem werden. Das Immunsystem muss für die Transplantation erst „gedämpft“ werden damit es die fremden Stammzellen nicht bekämpft. Dieses absichtliche Abschwächen des Immunsystems mithilfe von Immunsuppressiva erhöht andererseits wieder die Infektionsgefahr. Darum müssen vorbeugen Medikamente eingenommen werden, die das Infektionsrisiko senken[1]. Mithilfe einer konzentrierten Zugabe von Blutkörperchen (Erythrozyten und Thrombozyten) kann die Therapie unterstützt werden.

 

Nachbehandlungen

Die vollständige Blutregeneration braucht nach einer Stammzelltransplantation einige Wochen, weil die Blutwerte sich nur langsam verbessern[2]. Nach rund 3 Monaten hat sich das blutbildende System rundum erneuert und die Stammzellentransplantation gilt als abgeschlossen. Die Abstoßreaktion des Immunsystems gegenüber den neuen Stammzellen kann durchaus lebensbedrohlich verlaufen, andererseits ist eine „moderate“ Abwehrreaktion erwünscht, weil sich diese nicht nur gegen die neuen Stammzellen, sondern auch gegen verbleibende Tumor- und Leukämiezellen richten kann. Eine erfolgreiche Therapie hängt also von vielen unterschiedlichen Faktoren ab: Das Immunsystem darf weder zu stark, noch zu schwach auf die Stammzelltransplantation reagieren[3]. Im Vergleich zu Organtransplantationen müssen die Patienten die Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem „dämpfen“) nicht das ganze Leben einnehmen[4]. Eine Einnahmedauer der Immunsuppressiva von 6 Monaten reicht in der Regel aus.

 

Nebenwirkungen einer Stammzelltransplantation

Die Stammzelltransplantation ist nur in den seltensten Fällen der einzige medizinische Eingriff, normalerweise erfolgt sie im Zuge einer Chemotherapie, von Bestrahlungen und einer Immunsuppression. Darum ist es nicht einfach die Nebenwirkungen der Transplantation abzuschätzen, bei einem schwerwiegenden Eingriff können aber:

  • Haarausfall, Erbrechen, Übelkeit und Hautentzündungen,
  • bakteriologische oder virale Infektionen,
  • langsamere Erneuerung des Knochenmarks und Störungen des Hormonsystems,

auftreten[5]. Bei leukämiekranken Kindern können zudem auch noch Wachstumsverzögerungen hinzukommen. Speziell bei den Transplantationen von fremden Stammzellen (allogene Stammzellen) kann eine Graft-versus-Host-Disease-Erkrankung (GvDH) entstehen. Bei einer GvDH-Erkrankung können schwere Gewebe- und Organschädigungen auftreten, da sich die transplantierten Immunzellen gegen den eigenen Körper wenden. Die GvGD kann unterschiedliche ausgeprägt sein und akut oder chronisch verlaufen. Wichtig nach einer Stammzelltransplantation sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um mögliche Spätfolgen früh erkennen zu können und den Immunstatus laufend im Blick zu haben[6].

 

Kosten einer Stammzelltransplantation

Die Leistungen einer Stammzellentransplantation (Diagnose- und Therapiemaßnahmen) werden prinzipiell von der Krankenversicherung übernommen, trotzdem empfehlen wir ein klärendes Gespräch mit den betroffenen Ärzten im Vorhinein. Für manche Therapiemaßnahmen könnte nämlich ein Selbstbehalt eingefordert werden und hier kann ein beratendes Gespräch die Kosten und Nutzen optimal abwägen.

 

Fazit

Die Gewinnung von Stammzellen aus Nabelschnurblut ist zwar einfach und kostengünstig, aber die medizinische Verwendung im Rahmen einer Stammzelltransplantation ist schwerwiegend und muss gut abgestimmt sein. Es können schwere Nebenwirkungen auftreten, daher muss die Vor- und Nachbehandlungen strengstens medizinisch kontrolliert und nach klaren Vorschriften abgehandelt werden. Dafür können die transplantierten Stammzellen schwere Krankheiten im Schach halten bzw. besiegen und ein beschwerdefreies Leben ermöglichen. Die private Einlagerung von Stammzellen aus Nabelschnurblut ist die einzige sichere Möglichkeit, bei der man auf die eigenen Stammzellen zurückgreifen kann, das sichert eine hohe Deckungsgleichheit bei den zentralen Gewebemerkmalen. Bei genetischen Erkrankungen wie beispielsweise Leukämie kann nur eine Spende helfen, weil nur dadurch gesunde Stammzellen garantiert werden können. Eine Übersicht mit den öffentlichen Stammzellbanken haben wir hier für dich zusammengestellt.

 

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Literaturverzeichnis

Bischoff, Angelika (2011): Immunsuppressiva vor der Op. absetzen? In: MMW – Fortschritte der Medizin 153 (4), S. 18. DOI: 10.1007/BF03367681.

Einsele, H.; Kanz, L. (1999): Allogene Stammzelltransplantation. In: Der Internist 40 (12), S. 1249–1256. DOI: 10.1007/s001080050463.

Ferrara, James L. M.; Levine, John E.; Reddy, Pavan; Holler, Ernst (2009): Graft-versus-host disease. In: The Lancet 373 (9674), S. 1550–1561. DOI: 10.1016/S0140-6736(09)60237-3.

Hoffmann, Martin; Henrich, Dirk; Hackenberg, Ulrich; Mewes, Dirk; Hellstern, Peter; Uppenkamp, Michael (2001): Komplikationen nach Hochdosistherapie und autologer Stammzelltransplantation Retrospektive Untersuchung an einem nicht selektionierten Patientenkollektiv. In: Med. Klin. 96 (4), S. 196–201. DOI: 10.1007/PL00002194.

Hymes, Sharon R.; Alousi, Amin M.; Cowen, Edward W. (2012): Graft-versus-host disease: part II. Management of cutaneous graft-versus-host disease. In: Journal of the American Academy of Dermatology 66 (4), 535.e1-16; quiz 551-2. DOI: 10.1016/j.jaad.2011.11.961.

Keller, Robert; Erb, Peter (1994): Immunologie und Immunpathologie. Eine Einführung ; 106 Tabellen. 4., neubearb. und erw. Aufl. (Flexibles Taschenbuch Med). Stuttgart: Thieme.

Psenak, O.; Studnicka-Benke, A.; Greil, R. (2012): Sicherheit der Immunsuppressiva. In: Zeitschrift fur Rheumatologie 71 (5), S. 420–429. DOI: 10.1007/s00393-012-0990-z.

Sayer, H. G.; Beelen, D. W. (2009): Hämatopoetische Stammzelltransplantation. In: Onkologe 15 (6), S. 564–574. DOI: 10.1007/s00761-008-1556-1.


[1] Bischoff 2011; Keller und Erb 1994; Psenak et al. 2012.

[2] Einsele und Kanz 1999.

[3] Hoffmann et al. 2001.

[4] Psenak et al. 2012.

[5] Sayer und Beelen 2009.

[6] Ferrara et al. 2009; Hymes et al. 2012.


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