Anwendung von Stammzellen gegen Krebs

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Die Diagnose einer Krankheit verursacht immer ängstliche Gefühle und viele Fragen: Kann ich weiterhin eine hohe Lebensqualität erhalten? Werden Schmerzen auftreten? Werde ich wieder gesund werden? Selten gibt es so eine Furcht wie vor der Krebserkrankung, denn sie kann jeden treffen und die Krebsraten steigen weltweit jährlich. Die Stammzelltherapie hat ihren Ursprung in den 70er Jahren bei der Bekämpfung von Blutkrebs (Leukämie) und konnte zigtausenden Menschen das Leben retten. Seitdem hat sich vieles verändert, die Stammzellengewinnung wurde vereinfacht und die Anwendungsfelder sind breiter geworden. Stammzellen helfen heutzutage bei mehr als 70 Krankheiten und können aus Knochenmark, Nabelschnurblut und Fettgewebe gewonnen werden. Wir haben uns die Frage gestellt, welche Rolle die Stammzellen aus Nabelschnurblut bei der Krebstherapie einnehmen und, ob Stammzellen in Zukunft einen noch größeren Beitrag bei der Bekämpfung von Krebs leisten können?

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Die Diagnose Krebs ist nicht ungewöhnlich

Krebs gibt es in verschiedenen Formen und kann in jedem Lebensalter auftreten. Bei einer Krebserkrankung kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung von Zellen, diese Zellen verändern das Gewebe und können bösartige Tumore und Metastasen hervorrufen[1]. Nach den Herz-Kreislauferkrankungen ist Krebs deutschlandweit die zweithäufigste Todesursache, dennoch führt eine Krebserkrankung nicht unweigerlich zum Tod. Umso früher eine Therapie begonnen wird, desto größer sind die Chancen für ein beschwerdefreies Leben. Außerdem gibt es große Unterschiede bei dem Krankheitsverlauf und dieser hängt neben individuellen Faktoren auch davon ab, wo genau im Körper der Krebsprozess entstanden ist. Eine wichtige Maßzahl ist die 5-Jahres-Überlebensrate, also die Frage, ob 5 Jahre nach Behandlung der Patient oder die Patientin noch am Leben ist. In Deutschland liegt die Rate für Frauen bei 65 % und für Männer bei 59 %, das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Betroffenen nach fünf Jahre am Leben sind[2]. Sofern man diese 5 Jahre beschwerdefrei überstanden hat, gilt man als geheilt und die Wahrscheinlichkeit für eine Neuentstehung von Krebs wird schwindend gering. Krebs gilt auch als Alterskrankheit, denn sie nimmt mit steigendem Alter proportional zu. Ursachen für eine Krebserkrankung sind neben dem „Alter“ vorrangig ein sich selbst schädigender Lebensstil (Zigaretten, Alkohol), genetische Veranlagung und besondere Virusinfektionen. Die Krebserkrankung ist übrigens so alt wie die Menschheit, doch aufgrund der veränderten Lebensumstände, neuen Chemikalien und industriellen Abfallprodukten tritt Krebs zunehmend häufiger auf[3].

Stammzellen als Trendwende in der Krebstherapie?

Die Entwicklung der Stammzellentherapie und die neuen Erfolge in der Stammzellforschung sind wichtige Bausteine für die zunehmende Lebensqualität und steigende Überlebensrate von Krebspatienten. Die Stammzelltransplantation ist eine Standardmethode bei der Bekämpfung von Krebsarten, die im Lymphsystem entstehen[4]. Auch bei Krebsarten im blutbildenden System (Leukämie) ist die Verpflanzung von Stammzellen ein Standardwerkzeug zur Linderung der Beschwerden. Sollten beispielsweise Bestrahlungen der Chemotherapie versagen, dann kann die Stammzelltherapie als „letzter Anker“ helfen und den Krankheitsverlauf stabilisieren oder sogar zurückdrängen. Große Hoffnung gibt es bei der Unterstützung der Blutbildung nach einer schweren Chemotherapie durch Stammzellen[5]. Wenn sich die Blutbildung infolge der Krebstherapie verändert, dann wird der Sauerstofftransport gestört und Krankheitserreger können sich leichter ausbreiten. Sofern es gelingt mit den Stammzellen aus Nabelschnurblut die Blutbildung anzuregen, könnte es eine Trendwende in der Bekämpfung der Nebenwirkungen einer Krebstherapie geben.

Individuelle Stammzelltherapien als Lösung der Zukunft?

Erste Behandlungserfolge mit manipulierten Stammzellen könnten der Markstein für eine individuelle Stammzelltherapie sein. Die körpereigenen Stammzellen werden verändert und in den Organismus eingepflanzt, damit sie den Tumor eigenständig lokalisieren und mithilfe von Toxinen absterben lassen. Diese Methode würde sich besonders bei Tumoren in Regionen anbieten, die für eine klassische Bestrahlung nicht gut geeignet sind (beispielsweise die Hirnregion)[6]. Andere Forscherteams arbeiten intensiv an individuellen Therapielösungen mithilfe der Stammzellen für konkrete Krebserkrankungen – beispielsweise Brust-, Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Krebstherapie der Zukunft liegt nicht mehr in der Standard-0815-Lösung einer flächenmäßigen Bestrahlung, sondern in der individuellen Bekämpfung der Krebswurzeln durch veränderte Stammzellen.

Stammzellen helfen somit nicht nur bei der Bekämpfung von Zivilisationskrankheiten, bei der Entwicklung von Bio-Implantaten und schweren Herzkreislauf-Erkrankungen, sondern sind ebenfalls ein wichtiger Baustein bei der Etablierung von individuellen Therapien bei Krebserkrankungen. Die Gewinnung von Stammzellen aus Nabelschnurblut ist unkompliziert und schmerzfrei. Sie können gespendet oder eingelagert werden und dadurch der Öffentlichkeit oder deinem eigenen Kind zugutekommen.

 

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Literaturverzeichnis

Anand, Preetha; Kunnumakkara, Ajaikumar B.; Kunnumakara, Ajaikumar B.; Sundaram, Chitra; Harikumar, Kuzhuvelil B.; Tharakan, Sheeja T. et al. (2008): Cancer is a preventable disease that requires major lifestyle changes. In: Pharmaceutical research 25 (9), S. 2097–2116. DOI: 10.1007/s11095-008-9661-9.

Berrington de González, Amy; Mahesh, Mahadevappa; Kim, Kwang-Pyo; Bhargavan, Mythreyi; Lewis, Rebecca; Mettler, Fred; Land, Charles (2009): Projected cancer risks from computed tomographic scans performed in the United States in 2007. In: Archives of internal medicine 169 (22), S. 2071–2077. DOI: 10.1001/archinternmed.2009.440.

Greaves, Melvyn F. (2003): Krebs – der blinde Passagier der Evolution. Berlin: Springer.

Heinrich, Peter C.; Müller, Matthias; Graeve, Lutz; Löffler, Georg (2014): Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie. 9., vollst. überarb. Aufl. (Springer-Lehrbuch). Berlin: Springer. URL: http://dx.doi.org/10.1007/978-3-642-17972-3.

Kröger, Nicolaus; Zander, Axel R.; Ayuk, Francis (2004): Allogene Stammzelltherapie. Grundlagen, Indikationen und Perspektiven. 1. Aufl. (UNI-MED science). Bremen: UNI-MED.

Oduncu, Fuat; Schroth, Ulrich; Vossenkuhl, Wilhelm (2003): Transplantation. Organgewinnung und -allokation ; mit 28 Tabellen (Medizin – Ethik – Recht, 2). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

[1] Anand et al. 2008.

[2] Berrington de González et al. 2009.

[3] Greaves 2003.

[4] Heinrich et al. 2014.

[5] Kröger et al. 2004.

[6] Oduncu et al. 2003.


 

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